Das Zen-Projekt für Therapeutinnen und Therapeuten (-> Website) ist eine berufsbegleitende Zusatzausbildung die seit 1997 existiert und von Gerhard Walter entwickelt wurde.
Richtig verstanden ist Zen nichts anderes als eine Therapie, die auf dem Wissen von Ganzheit basiert. Das Zen-Projekt vermittelt den Synergie-Effekt zwischen westlichem und östlichem Verständnis, zwischen westlicher und östlicher Methodik therapeutischen Arbeitens.
Die Struktur des Zen-Projektes umfasst Einführungsseminare und darauf aufbauend regelmäßig stattfindende Zweitage-Seshins.
Sie erlernen die systematische Erarbeitung einer ganzheitlichen therapeutischen Arbeitsweise, die auf der Grundlage des Verständnisses vom ganzen Menschen basiert. Aus dem Aikido-Zen stammen einige Bewegungsübungen, deren Nachhaltigkeit auf Durchlässigkeit und Natürlichkeit beruhen, was nichts anderes meint, als das Einssein mit seinem Tun. Von natürlicher Bewegung ausgehend, also aus der Perspektive des Ganzen heraus, schulen Sie Ihren Blick und Ihr Verständnis für die Haltung und das Auftreten von Menschen.
Bewusstsein des Ganzen
Im westlichen Verständnis bestimmen zwei Faktoren den Erfolg Ihrer Arbeit: Ihre persönliche Integrität und Ihre fachliche Kompetenz. Das Zen-Projekt verweist darüber hinaus auf einen dritten Aspekt, auf ein Bewusstsein, das keinen Gegensatz kreiert zur leiblichen Existenz. Gerd Walter nennt es: ein Bewusstsein des Ganzen.
Dem Bewusstsein mangelt es an nichts mehr, als am bewussten Sein. Diese Tatsache wäre derart offensichtlich, dass sie nicht beschrieben werden müsste, drückte sich dieser Mangel nicht eben darin aus, dass er sich vor sich selbst verbirgt. Menschen leiden nicht an einer realen Trennung oder Gegensätzlichkeit, sondern an der Tatsache, dass sie Vorstellungen in den Rang von Wirklichkeit erheben. Im Zen sagt man deshalb, dass dieser Augenblick Medizin ist, richtig verstanden meint das nicht eine Annäherung an Ganzheit, sondern ein Überwinden der Illusion von Getrenntheit. Dem Streben nach Integrität und Heilung liegt eine imaginäre Gegensätzlichkeit zugrunde, das Sein selbst ist ungeteilt, wie Bewusstsein stets ein Prozess des Ganzen ist. Leere meint in diesem Zusammenhang die ursprüngliche Leere der Gedankeninhalte, sie wird sichtbar, sobald wir aufhören, den Begriffen eine imaginäre Realität zuzuschreiben.
Sprache beschreibt die Wirklichkeit, fasst sie aber nicht. So, wie nur eine leere Teeschale neuen Tee aufnehmen kann, so kann nur ein leeres Bewusstsein die Fülle des Realen aufnehmen. Es ist die den Begriffen zugeordnete imaginäre Realität, die das Reale aus dem Bewusstsein drängt. Das Zen-Projekt fordert das Ende dieser Verwechslung, die Emanzipation vom sprachlichen Denken. Sprache dient der Kommunikation, der Mitteilung, nicht aber dem Erkennen oder dem In-der-Welt-Sein.
Wir realisieren uns, indem wir aufhören, uns selbst zu diskriminieren. Wir können unser Heilsein nicht leben, solange wir Unheil kreieren. Dafür müssen wir aufhören, unsere Aufmerksamkeit ausschließlich mit Gegen- sätzlichkeit zu durchtränken. Erleuchtung meint kein Ideal, das man erreichen kann, sie ist das unverlierbare Potential dieses Augenblicks. Es heißt, derartige Selbstmeisterung benötige viel Zeit, sie sei das Resultat eines Lebensweges. Das ist falsch, sie benötigt nicht Zeit, sondern Gegenwart. Auch wenn dieser fundamentale Richtungswechsel bereits auf einem Seminar zu realisieren ist, bedarf er doch der Vertiefung. Wer in Raum und Zeit verstrickt ist, ignoriert die Unendlichkeit des Augenblicks.
Intelligenz des Einfachen
Bewusstes Sein ist seinem Wesen nach einfach. Es umfasst gleichermaßen die Kompetenz für unser Sein – das ein Heil-Sein ist – wie für die Fähigkeiten abstrakter Reflexion. Die Neurowissenschaft wie das Zen weisen deshalb übereinstimmend darauf hin, dass Bewusstsein ein Prozess des Ganzen ist.
Selbst die Empfindung des Unheil-Seins verbleibt innerhalb des Heil-Seins, innerhalb des Ganzen, das unverlierbar ist. Die Empfindung des Unheil-Seins stellt sich jedoch natürlicherweise ein, wenn wir das Einfache nicht mehr realisieren. Bewusstsein verhält sich wie Wasser, das seine Fähigkeit die Welt zu spiegeln nicht verwirklicht, solange es bewegt ist, die Fähigkeit des Spiegelns aber ist ihm unverlierbar zueigen. Deshalb lehrte der alte christliche Mystiker Eckhart: „Setz dich still hin und lass dich, das ist dein Allerbestes“.
Das Zen-Projekt vermittelt das Verstehen davon, wie wir Inneren Frieden und Stille behindern. Es ist die unabdingbare Voraussetzung dafür, die Verstrickung in die Gedankeninhalte aufgeben zu können. Der real empfundene Verlust von Integrität, ist letztlich nichts anderes als eine Selbsttäuschung. Alles Leid basiert darauf. Wir leiden nicht am Festgehaltenen, sondern am Festhalten. Das Selbststudium im Rahmen des Zen-Projektes beendet diese Täuschung und lehrt die Intelligenz des Einfachen.
Sich zu entspannen ist gut, besser wäre es jedoch, sich gar nicht erst zu verspannen. Die Lösung hierfür aber liegt jenseits von Spannung und Verspannung, sie besteht im Einssein mit sich selbst, Hier und Jetzt. Das Gleiche gilt für den scheinbar abgründigen Gegensatz von Leben und Tod. Wahres Leben, ist jenseits von Leben und Tod.
Gerhard Walter
war dreißig Jahre lang Meisterschüler mehrerer japanischer Zen- und Aikido-Meister in Europa und Japan. Mehrere Jahre lebte er als Laienmönch in einem Zen-Kloster nördlich Kyotos. Er arbeitete zusammen mit Prof. Graf Dürckheim, bevor er 1980 das Institut für Aikido-Zen in Berlin gründete. Seine Studien in Japan wurden vom Goethe-Institut gefördert. Gerhard Walter besaß einen Lehrauftrag der Reformuniversität Bremen – Oldenburg für Zen und Aikido-Zen und besitzt einen Lehrauftrag der Universität Graz, in dessen Rahmen er das Zen-Projekt für Therapeuten in Bad Gleichenberg leitet.